Ein ungewöhnliches Ausstellungsprojekt zeigt fünf Künstler in einem im Umbau befindlichen historischen Gebäude - Joseph-Haydn-Strasse 1: Ein denkmalgeschützter Solitär in Tiergarten
Raus aus den geglätteten Galerien und rein mit den Kunstwerken in die rohen, sich im (Um-)Bau befindlichen Räume historischer Gebäude – das ist das Konzept von „Bau_Arbeiten“.
In der zweiten Auflage des ungewöhnlichen Ausstellungsprojektes der Organisatoren und Kuratoren Nadine Diana Griesbach und Aldo Cristofaro zeigen ab 15. April 2016 fünf international renommierte Künstler aus Berlin ihre Werke in einem spektakulären Baudenkmal der vorletzten Jahrhundertwende im Berliner Bezirk Tiergarten.
Karsten Konrad, Klaus vom Bruch, Aldo Cristofaro, Uwe Henneken und Gregor Hildebrandt präsentieren ihre Kunstwerke in einer für Kunstinteressierte ungewohnten Umgebung. Dort, wo der äußere Rahmen sich noch im baulichen Rohzustand befindet, wo der Raum erst noch fertiggestellt werden muss, genau dort hängen ihre bereits vollendeten und vollkommenen Kunstwerke. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen dem rohen, unfertigen Ausstellungsraum und dem fertigen Ausstellungsstück, das den Betrachter in den Bann zieht. Das Kunstwerk wirkt stärker, kraftvoller, wie eine Blume inmitten der Wüste oder ein glitzerndes Schmuckstück auf dem Waldboden.
Dabei ist das Gebäude, in dem „Bau_Arbeiten II“ gezeigt werden, selbst ein Solitär. Das neoklassizistische Gebäude in der Joseph-Haydn-Straße 1 ist eines von ganz wenigen alten Häusern, das im vom Krieg zerstörten Hansaviertel des Bezirks Tiergarten stehen geblieben ist.
Seine von vielen Kugeln getroffene Mauern umschließen eine bewegte Geschichte: 1886 von der Architekturfirma „Ende & Böckmann“ entworfen, die damals auch die kaiserlichen Bauten in Tokio errichtet hatten (aber auch das Gebäude des heutigen Hotel de Rome), lieferte es die Kulisse für Filme wie „Aimée und Jaguar“ und „Die Spaziergängerin von Sanssouci“ mit Romy Schneider und Michel Piccoli.
Eine spektakuläre freistehende Metalltreppe verbindet im Innern des ca. 130 Jahre alten Gebäudes die Stockwerke. Der Entwurf dieser Treppe wird Gustave Eiffel zugesprochen, dem Ingenieur des Eiffel-Turms.
Auch der Kunstwelt ist die Joseph-Haydn-Straße 1 ein Begriff. Hier wohnte und arbeitete der deutsche Impressionist Lovis Corinth während seiner Berliner Jahre, seine produktivsten Jahre übrigens.
Heute noch lebt der Aktions- und Umweltkünstler Ben Wagin in dem Gebäude, das er in den 50er Jahren vor dem Abriss bewahrt haben soll.
Ronald Janzen, der neben Nadine Diana Griesbach und Aldo Cristofaro zu „Bau_Arbeiten II“ einlädt, ist der neue Besitzer des Gebäudes. Der Hamburger hatte es von einer Wohnungsgesellschaft gekauft und lässt es derzeit restaurieren. Die großen Altbauwohnungen werden modernisiert, das spektakuläre Treppenhaus mit seinen Wandmalereien aufgearbeitet. Das Haus soll im Familienbesitz weiterbestehen. Auch der seit 1957 im Haus lebende Künstler Ben Wagin darf in seiner Wohnung bleiben.
Vernissage
Freitag, 15. April 2016, 17 Uhr
Joseph-Haydn-Str. 1
10557 Berlin>
Ausstellung
16. bis 24. April 2016 nach Vereinbarung