Den Betrachter der Bilder von Sandra Lange erkennt man normalerweise am Wiegeschritt: Zwei Schritte zurück, dann wieder zwei Schritte in Richtung Bild. Hin und Her. Immer wieder. Zum einen sind es die starken Farben und die perspektivisch ineinander verschachtelten Bildräume, die den Betrachter regelrecht vom Bild wegdrücken. Zum anderen sind es die feinen, teils gegenständlichen Elemente, die auf den Betrachter wirken wie ein Sog und ihn magnetisch an die Leinwand heranziehen. Ein „Spiel mit Distanzvariation“ hat Friedrich Weltzien darin erkannt. Er muss es wissen, denn er ist Professor für Kreativität und Wahrnehmungspsychologie an der Hochschule Hannover. Die Berliner Ausstellungsmacherin Nadine Diana Griesbach stellt nun diese außergewöhnliche Malerin ihrem Publikum vor, mit bekannter Gastlichkeit und in von ihr gewohnt ungewöhnlichen Räumlichkeiten:
18. November - 2. Dezember 2016
Goerz-Höfe
Holsteinische Strasse 39
Aufgang 8, Erdgeschoß
12161 Berlin-Friedenau
Bitte registrieren Sie sich unter der Email: anmeldung@griesbach-art.com
Sandra Lange (geb. 1982) ist Meisterschülerin des strengen Formalisten Frank Badur, der an der Berliner UdK lehrt. Er beschreibt sie als „außergewöhnlich talentierte“ Studentin, die einen „visuell intelligenten Dialog mit verwandten künstlerischen Positionen“ führt. Nach Auszeichnung als Meisterschülerin emanzipierte sich Sandra Lange von der straffen Formsprache, löste Flächen, Linien und geometrische Formen auf durch Farbflecken, die wie Explosionen auf dem Bild zerplatzen, oder sie wischt mit breitpinseligen Wischbewegungen darüber hinweg und sorgt so für eine enorme Dynamik im Bild. Sandra Langes Bilder sind, so hat das mal jemand so richtigerweise geschrieben, „gemalte Energie“ in Öl und, ja, gleichzeitig auch in Acryl.
Die Berlinerin lebte und arbeitete in New York; London, Bukarest, Warschau, San Francisco und Miami. Ihre Bilder finden sich in verschiedenen deutschen und internationalen Sammlungen, darunter in der Akademia Wilanowska (Warschau), dem American College (Athen), der Dorothea-Konwiarz-Stiftung (Berlin), der Portalakis Collection (Athen), der Rudolf-Schweitzer-Cumpana Stiftung (Bukarest), der Sammlung der Stadtwerke Herne und der Sammlung Lisa Woodward (New York).
Zu den Ausstellungsräumlichkeiten: Die Goerz-Höfe entstanden in der Kaiserzeit um die Jahrhundertwende. Hinter dem imperialen Industrieensemble mit seinem Markanten roten Klinkermauern wurden von der damaligen Weltfirma Goerz optische Geräte für Industrie und Militär hergestellt. Ganz oben im Turm wurden einst Periskope für U-Boote getestet. Wer heute mit den schweren Lastenaufzügen in die weitläufigen Gebäudeteile hinauffährt, atmet Berliner Geschichte. Nach dem Krieg dienten die Goerz-Höfe als Rathaus und im Kalten Krieg als Lagerort für die Lebensmittel der Berliner Luftbrücke. Heute sind die rund 22.000 Quadratmeter Nutzfläche fast ausschliesslich an Kreative vermietet.